Überwasser
Der Ortsteil Sinningen
Mit dem Bau der Landstraße nach Saerbeck und Riesenbeck
mußte auch die Ems, die damalige Grenze zwischen Emsdetten
und Saerbeck, überbrückt werden. Am linken Ufer (auf Emsdettener
Gebiet) errichtete Albert Bisping seine Wirtschaft »Waldesruh«.
Am rechten Ufer, damals auf Saerbecker Gebiet (zur Bauerschaft
Sinningen gehörend), gründete Bernhard Ontrup im Jahre 1907
eine Wirtschaft, der er den Namen »Überwasser« gab. 1912 verkaufte
Ontrup seine Gastwirtschaft an Josef Molkenbur. Es gab
nur einen Gastraum. 1929 wurde ein Saal angebaut.
Sinningen (hinter der Emsbrücke bis zur Abzweigung nach
Riesenbeck) war ein unwirtschaftliches Gebiet, im Volksmund
»Karnickelbiärge« genannt. Aber nach der Fertigstellung von Brükke
und Straße siedelten sich auch hier Menschen an, zunächst an
der Straße. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr, denn der Grund und
Boden war im Verhältnis zu den Emsdettener Bodenpreisen sehr
niedrig. So enstand die heutige Siedlung Sinningen, die als Ortsteil
zu Saerbeck gehörte.
1960 wurde eine Schule errichtet und 1971 ein Kindergarten.
Gleichzeitig wurde im Lütkenfelde ein
Industriegebiet erschlossen. Im Zuge der Gebietsreform wurde der
Ortsteil Sinningen 1975 der Stadt Emsdetten angegliedert. 1986
wurde auf dem Schulgelände eine Mehrzweckhalle errichtet, in der
auch seitdem die Schützenfeste gefeiert werden.
Die Gründung
Zu “Hexenschüttenbeer”, das ist der dritte Schützenfesttag der
Emsdettener Schützengesellschaften trafen sich im Jahre 1925
viele Mitglieder der Spielvereinigung Emsdetten 05 am Nachmittag
bei Molkenbur. Es wurde nicht trainiert, sondern wie es üblich
ist an Hexenschüttenbeer: Es wurde “gehext”, und es gab auch
bald einen Hexenkönig. Aber nicht nur einen, sondern Hexenkönige
am laufenden Band. Man fand eine so große Freude am Königsschießen,
daß man spontan beschloß, einen Schützenverein zu
gründen. Man gab ihm den Namen, nach Molkenburs Gaststätte,
“Überwasser”.
Mit Begeisterung ging man ans Werk. Im Laufe des Jahres schaffte
man alles an, was zu einem zünftigen Schützenfest gehört: eine
Vogelstange, Uniformen für die Chargierten, Schärpen und Königsketten.
Auch wurde eine Fahne zum Preis von 328 Reichsmark
von der Firma Fahnen-Reuter in Münster beschafft. So gerüstet
sah man dem ersten regulären Schützenfest entgegen. Erster König
wurde Walter Richter.
Nun feierte man von Jahr zu Jahr Schützenfest, Sommerfest,
Familienfest und Karneval. Aber auch die Kinder erfreute man,
denn in jedem Jahr fand eine Nikolausfeier statt, bis der Krieg 1939
dem Frohsinn ein Ende bereitete.
Nach dem Kriege war es für die Mitglieder sehr schwer, den Verein
wieder aufzubauen. Die Vereinsfahne, der Stolz eines jeden
Vereins, war von der Besatzungsmacht eingezogen worden. Der
Saal und die übrigen Gasträume waren mit Flüchtlingen belegt. An
ein Schützenfest bei Molkenbur war nicht zu denken. Man überlegte
lange, ob man ein Zelt nehmen sollte. Aber das kam zu teuer. Es
wurde daher beschlossen, sich mit dem Gastwirt Ruhmöller in Verbindung
zu setzen. Das führte zu dem Erfolg, daß in den folgenden
Jahren dort die Feste gefeiert wurden.
Da von der Besatzungsmacht jegliche Benutzung von Gewehren
verboten war, warf man den Vogel mit Steinen herunter, und die
Könige bekamen den Ehrentitel “Backsteinkönige”.
Ab 1948 schoß man mit einer Armbrust, ab 1949 mit einem Kleinkalibergewehr.
Gerade in dieser Zeit war
es für den Verein sehr schwer, Feste zu feiern. Besonders die
Beköstigung der Musikkapelle bereitete große Sorgen. Man mußte
“organisieren” von dem wenigen, was man selbst hatte, beisteu-
ern. Aber die Fröhlichkeit bei den Festen hatte nicht gelitten, denn
dafür sorgte der selbstgemachte “Balkenbrand”. Im Verein herrschte
reges Leben, was daraus hervorgeht, daß schon am 21. März
1948 eine neue Fahne beschafft wurde. Bei der Fahnenweihe
herrschte große Freude darüber, denn die Anschaffung war mit
vielerlei Schwierigkeiten verbunden.
Für die Firma Fahnen-Reuter in Münster mußte man Lebensmittel
“organisieren”. Es wurden Speck, Würste, Schinken, Erbsen, Möhren
und Kartoffeln geliefert. Außerdem 1.000 Reichsmark in bar.
Letzteres besonders schlimm, denn es war kurz vor der Währungsreform.
Ab 1949 feierte man wieder bei Molkenbur.
Immer mehr neue Mitglieder traten dem Verein bei. So konnte man
am 1. Juni 1950 ein großes Jubelfest aus Anlaß des 25jährigen
Bestehens feiern, das in würdiger Weise begangen wurde und den
besten Eindruck hinterließ.
Schützenfest 1951
1956 wurde eine Schießmannschaft gebildet. Viele Auszeichnungen
bekamen im Vereinslokal ihren Ehrenplatz. 1957 mußte auf
Anordnung der zuständigen Ordnungsbehörde eine Schützenstange
mit Kugelfang errichtet werden. Die Ausführung lag in den
Händen von Schützenbruder Fritz Schoenfeld. Im Beton des Sokkels
wurde eine Urkunde eingemauert. Darin sind die Namen des
Vorstandes sowie der damals noch lebenden Mitbegründer verewigt.
Vorsitzender war damals Paul Schmeddinghoff. Sein langjähriger
Vorgänger, Hermann Jongebloed, wurde zum Ehrenvorsitzenden
ernannt. Bei der Einweihung des Kugelfanges konnte zum ersten
Mal der neu gegründete Spielmannszug mitwirken. Im Jahre 1997
hat dieser sein 40-jähriges Bestehen gefeiern. Ausbilder und erster
Tambourmajor war Clemens Brüggemann.
Am 6. Juni 1965 wurde beim damaligen Vereinswirt Alfons
Molkenbur das 40-jährige Bestehen der Schützengesellschaft gefeiert.
Am Umzug durch die Siedlung Sinningen nahmen 23 auswärtige
Schützengesellschaften teil.
Wegen des wachsenden Verkehrs und wegen der Verkleinerung
des Saales Molkenbur entschloß sich die Überwasser Schützengesellschaft
im Jahre 1970 ihre Festlichkeiten in das Zentrum der
Siedlung Sinningen zu verlegen. Schützenbruder Reinhold
Brömmelhaus stellte gerne seine Gastwirtschaft zur Verfügung.
Seither feiert man die »kleinen« Feste wie Karneval, Familienfest,
Preisschießen usw. bei Brömmelhaus und die großen jährlichen
Schützenfeste in einem Festzelt in »Schippmanns Büschken«,
gegenüber der Sinninger Schule, seit Fertigstellung der Mehrzweckhalle
1986 in der Halle. Im Jahre 1995 feierten die Schützengesellschaft
und der Vereinswirt 25jährige fruchtbare Zusammenarbeit.
1973 beschloß man, zum 50jährigen Jubiläum eine neue Fahne zu
weihen. Im Vereinslokal Brömmelhaus wurde daraufhin eine Spardose
aufgestellt. Die Mitglieder spendeten recht fleißig, so daß
die benötigte Summe rechtzeitig vorhanden war, um erneut bei der
Firma Fahnen-Reuter in Münster, nunmehr die dritte Fahne in Auftrag
zu geben. Diese Fahne wurde am 24. August 1975 zur Freude
aller geweiht.
Am 5. April 1975 trat Überwasser den “Vereinigten Schützengesellschaften
von Emsdetten” bei. Die Zusammenarbeit seither
ist für beide Seiten sehr fruchtbar und harmonisch verlaufen.